Archive for August, 2009

Seine Fahrt durch die Wüste

Samstag, August 22nd, 2009

(aus der Sicht unseres Fahrers)

Tag 1:

Scheiß Chilenen! Die Idioten gönnen uns auch gar nichts. Ich warte nun schon geschlagene 5 Stunden und meine Touris werden auch immer pampiger. Immer das gleiche, die benutzen jeden Anflug von schlechtem Wetter als Vorwand, die Grenze zu sperren und wir Fahrer stehen dann da. Ich will doch nur die nächste Ladung für die 3-Tages-Fahrt abholen und die Anderen wieder in dieser Psyeudozivilisation abliefern. Ich mache das nun schon fast drei Jahrzehnte und es ist immer das gleiche. Nach nochmal zwei Stunden kommen sie endlich. Diese verplanten Nullen schaffen es noch nicht mal, sich richtig in der Passkontrolle anzustellen, wie haben die es nur aus ihrem Land geschafft? Das kann doch nicht so schwer sein. Und die Ersten lachen auch schon wieder. Reiche Schnösel. Ich weiß nicht wer schlimmer ist, die Schnösel oder die Weltversteher, die so tun als wäre es nicht so schlimm, dass mein Land am Boden liegt.

Ich packe sie also ein und wir fahren zum Nationalparkeingang, um den Eintritt zu bezahlen. Ich warte erstaunlicherweise dieses Mal vergeblich auf die sonst üblichen Beschwerden, aber dann beim Mittagessen enttäuschen sie mich nicht. Die Mädls starren und kichern auf das Essen. Und meine alte Bekannte aus der Küche lachen sie auch aus. Merken die das nicht, wie Daneben das ist? Aber ich bin ruhig und bereite lieber mal das Auto vor. Ich kann denen eh nix sagen, die wissen ja immer alles besser.

Gut, sie sind gemästet und die Frage nach dem Klo bleibt auch nicht aus. Wie zu erwarten: mehr Schockierung und peinliches Gekicher. Man muss die Sprache nicht verstehen, um zu verstehen. Ich stelle mich vor: Edgar. Die Gringos mögen Vornamen, weil das persönlicher ist und ich bin froh, wenn sie überhaupt Spanisch können, die Höflichkeitsformen zu beherrschen wäre für sie auch zu viel des Guten. Beim Scherz um meinen Spitznamen Charles Bronson (wegen der Stimme) lacht keiner. Das passiert in letzter Zeit öfter, sie kennen den guten Mann wohl nicht mehr, diese verzogenen Küken.

Danach das Übliche: Stille und Fotos. An jeder Lagune, an der ich halte: Kurzes Geschnatter, Fotos und dann wieder Stille im Auto. So geht das bis zum Nachtquartier, wo Stille und Fotos durch Meckern und Kichern über Betten, Haus und Essen abgelöst wird. Mir ists schon wieder egal, ich koche, räume her, räume ab und vergnüge mich dann mit den anderen Bolivianern in der Küche, wo es schön warm ist bei ein paar Bierchen und einem Kartenspiel. Hin und wieder schaue ich nach dem Touri, der seinen Schlafsack vergessen hat und die Höhenkrankheit hat. Es gibt immer so Einen…

Tag 2:

Ja, da schaut ihr, so ein Auto muss man eine halbe Stunde vor dem Losfahren starten und anwärmen! Ja, es waren auch gut -15°C heute Nacht, habt ihr vielleicht gemerkt, bevor ihr über die Klos gelacht habt. Meine Touris sind aber eigentlich ganz OK. Die meisten können pasabel Spanisch und ich muss nicht auf Englisch erklären. Aber still sind sie. Der neben schaut immer nur. Ist der so fasziniert oder taugt es ihm nicht? Wie kann man von der öden und eintönigen Landschaft so fasziniert sein? Der hinter mir ist wohl sein Kumpel, mit dem redet er hin und wieder. Der macht aber nur Fotos, andauernd. Die beiden Mädls kichern kaum, sie scheinen sehr gelassen zu sein. Ich frage mich, ob sie meine Heimat langweilt, oder ob sie vielleicht nicht gar so verzogen sind. Ihr Spanisch ist jedenfalls exzellent, wenn da nicht dieser dümmliche chilenische Akzent wäre… Oh nein, ein Pärchen hab ich auch ganz hinten im Auto sitzen, na das kann ja heiter werden.

Weil von den Affen keiner was sagt, lege ich mir mal Musik ein. Panflötengedudel sollte ihre Klischeevorstellungen befriedigen. Sie tauschen zufriedene, bedeutungsvolle Blicke aus, na also! Nach einer Stunde nervt mich das Geleier selbst und ich lege richtige Musik ein, die ich mal vom Radio aufgenommen hab. Die Texte verstehe ich natürlich, nicht aber der Rythus ist gut zum auf dem Lenkrad trommeln und ich mag die BeeGee-Stimmen immer fast mitsingen: „Seari, Seari Ledi, pampampam pam param“. War ja klar, dass die das wieder amüsant finden. Bei dem Lied, bei dem ich nur sowas wie „Africa“ verstehe, singen dann die Mädls aus der Zwischenreihe schon mit. Na dann.

Ansonsten immer nur Fotos und Stille. Erklären muss ich wenig, nur der Typ neben mir fragt immer komplexe Sachen, die ich nicht wirklich erklären kann. Die einfach Antwort, so wortkarg und direkt wie seine Frage, muss ihm Wohl oder Übel reichen. Wenigstens kann er die Höflichkeitsform. Ich finde er wirkt dadurch aber nur noch kühler. Is sicher Deutscher.

Abends gönne ich ihnen warmes Wasser zum Duschen. eine Stunde, das muss reichen. Mehr gibt das Budget des Hostels auch nicht her, egal was die glauben mögen. Und irgendwie freue ich mich beim Anblick der anderen Reisegruppen, dass meine so schön still waren. Was da noch so unterwegs ist… Oh, je!

Tag 3:

Wieder mach ich Frühstück. Während die Söhne und Töchter der feinen Länder futtern, bereite ich wieder das Auto vor. Letzter Tag, danach wieder von vorne. Nachdem heute der wohl beeindruckendste Teil kommt, wohl nochmal viele Fotos, viel Stille. Ich werde wohl auch ranmüssen mit fotografieren und fotografiert werden. Wie ich das hasse. Ich warte nur auf die fast schon obligatorischen „Wenn du mal in XXX bist, dann zeig ich dir YYY…“-Scheiße. Ich schließe innerlich Wetten ab, wer es wohl als erster sagt. Das Pärchen sicher nicht.

An der Insel ist auch ein guter Moment mal deren Gedanken in Richtung meiner Lage zu lenken, mir  geht nämlich das Benzingeld aus und ich bin mir nicht sicher, ob die glauben, dass ich Trinkgeld gut gebrauchen könnte. Ein Hinweis auf das Geldleihen reicht und der Fluss kommt in Gang. In Uyuni gebe ich das geliehene Geld zurück und bekomme Trinkgeld. Da ich wider erwarten mehr bekomme als üblich, biete ich ihnen an ihr Gepäck sicher zu verstauen. Ich mache das normalerweise wärend der Siesta nicht, aber diese Gruppe scheint mir irgendwie ans Herz gewachsen zu sein. Egal, morgen geht’s wieder zurück, um welche abzuliefern und Neue zu holen, und ich frage mich, wieviele Schnösel und wieviele Weltversteher wohl dann dabei sein werden…

Lang ist’s her…

Samstag, August 22nd, 2009

In Temuco war so viel los und in der Wüste gab’s kein Internet, drum gibt es erst jetzt wieder was Neues zum Lesen.

Zu allererst: Es geht uns gut! Wir waren in der Atacamawüste auf chilenischer Seite und sind dann auf eine 3-Tages-Tour durch die bolivianische Wüste gestartet, die am Salar de Uyuni endete. Danach gings über La Paz nach Copacabana an den Titikakasee. Von dort aus sind wir nach einigen Tagen nach Peru, genauer gesagt Machu Picchu, Cuzco und Arequipa weiter, bovor wir in einer Wahnsinnsaktion in 38 Busstunden (48 Stunden insgesamt) bis nach Vina gefahren sind. Von dort wird jetzt auch wieder geschrieben…