Es begann damit, dass sich vor rund 3.800 Millionen Jahren eine Kruste auf der Erde bildete und sich kurz darauf… Ja, ok, schlechter Geographenwitz, sorry.
Als Englischlehramtsstudent braucht man in Bayern bekanntlich das Latinum, weil ein paar Römer (vielleicht aus Augsburg) Urlaub auf der Insel machen wollten oder so (genaueres findet man bei Asterix oder Wiki) und weil ein Latinum bei Frauen immer gut ankommt (ein Hauch vom Medizinstudium wahrscheinlich 🙂 ); das ist aber noch nicht alles! In einer zweiten modernen Fremdsprache sollte man auch Kenntnisse nachweisen können um am Gymnasium unterrichten zu können. Feine Sache, dass ich durch Zufall während meine Zeit als Zivi bei meinem ehemaligen Englisch-LK-Lehrer etwas Spanisch geschnuppert (oder besser „geschmeckt“, gemessen am Weinverbrauch 😉 ) habe. Vielen Dank an dieser Stelle! So wusste ich an der Uni schon für welchen Sprachkurs ich mich anmelde wenn ich denn mal Zeit dafür hätte. Gesagt getan. Im Frühjahr 2007 kam dann Nachricht aus Weilheim in eine meiner zahlreichen Augsburger Wirkungsstätten, dass eben dieser Lehrer, um nicht zu sagen Bernhard, eine Stelle in Chile an einer Deutschen Schule annehmen würde. Ja, und wenn man schon mal jemanden kennt der im spanischsprachigen Ausland lebt, dann bietet sich ein Besuch natürlich an, besonders wenn man im Unikurs das Gefühl hat, der eigene Schweinehund fräße allwöchentlich die Hausi samt Vokabelheft auf und man sei deshalb jede Stunde immer noch unvorbereiteter. Man hört sich also um ob man irgendwie was in Chile machen kann… und findet nichts.
Eines schönen Herbsttages gehe ich dann aus der Cafete in Richtung Hörsaalzentrum, zwischen der Cafete und der Durchgangstür sind wie so oft Tische aufgebaut, hinter denen freundliche Kommilitonen was verkaufen oder Informieren wollen (Die Augsburger Studenten unter den Lesern haben dieses Idyllische Bild sicher vor Augen!) Ich schaue aus sicherem Abstand was es gibt und erkenne zwei bekannte Gesichter hinter einer Vielzahl bunter Flyer und Prospekten in allen Größen und Stapelhöhen. Man grüßt und tritt näher. Typisch Deutsch überspringe ich alle angebrachten Höflichkeitsfloskeln und, weil mir gerade danach ist, eröffne das Gespräch mit einem lauten „Ja, was macht ihr denn da? Studierts was, ned immer nur faul rumsitzen, zahlts Steuern und überhaupt was verteilts denn da?“. Im nachhinein betrachtet habe ich das wohl so gesagt weil ich selber nicht wusste was ich machen soll. Mir fällt definitiv nicht mehr ein warum ich von der Cafete ins Hörsaalzentrum wollte, weil ich da dieses Semester nichts zu suchen habe außer zwischen 10:00 und 11:30, was es sicher nicht war, vor 10:00 verteilt noch niemand Zettel. Aber egal. Mit einem schnellen Griff zu einem der zahlreichen Kugelschreiber und den noch zahlreicheren Mitgliedsantragszetteln (Vorsicht Fugen-„s“!!! Zu spät), werde ich aufgeklärt, dass es sich um einen BLLV-Stand handelt und ich gleich mal Mitglied werden kann, weil es ja nichts kostet aber sicherlich viel bringt. Dieser Standardspruch eines Jeden an so einem Stand zieht bei mir aber nicht. Hauptsächlich deshalb, weil er bereits im ersten Semester gezogen hat. Darum rede ich einfach weiter blöd daher, als Lehrer muss man ja konsequent sein heißt es immer! 🙂 Im Stile von „ja so ein Schmarrn, da komm i ja nie aus dem Scheißland raus“ geht es sinngemäß weiter. Die am Stand sind aber wohl schon so einiges Gewöhnt oder haben Ehrgeiz, ist immer schwer zu unterscheiden für mich. „Doch sehr wohl! Schau dir doch mal diesen Flyer an.“ Es ist der Grüne. Ich sehe nur irgendwas von BLLV und Auslandspraktikum, ein flüchtiger Blick ins Innere offenbart das altbekannte USA und irgendwas das nach Australien oder Neuseeland aussieht. Denise war in Neuseeland mit dem BLLV, das weiß ich. War auf ihrem Diavortrag und weil der interessant war weiß ich auch noch das es dort gut war. Ich würde da schon auch gern mal hin, zugeben würde ich das aber nie! „Ach englischsprachige Länder kenn i zum Abwinken. Da war doch a jeder scho und Englisch studier i ja, na lern i ja wieder nix neis! Hobts nix gscheids? Wos wo ma Spanisch red zum Beispui? A Land in dem ma aa wos los is. Wos interessants. Wo ma wos sigt! … Chile zum Beispui.“ Ich lächle leicht arrogant dazu, weil sie sicher mit so einem Schmarrn überfordert ist. Doch sie lächelt zurück und sagt: „Chile haben wir. Genau einen Platz und wenn ich mich nicht täusche ist der noch frei, weil glaub ich jemand abgesagt hat oder der Platz neu ist. Ruf einfach die Nummer an und sag du interessierst dich für Chile und sagt ich schick dich.“
Der Zugzwang tat sein übriges, und so habe ich, ca. 4,6 Milliarden Jahre nach der Entstehung der Erde aus dem damals vorherrschenden Sonnennebel, einen Praktikumsplatz in Chile. Ob jemand den Platz abgesagt hat oder die Stelle neu war hab ich nie nachgefragt, will ich auch nicht. Manchmal redet man einfach zur richtigen Zeit die richtigen Leute blöd an. Und wie man sein EWS-Examen besteht, so bekommt man auch ein Auslandspraktikum wenn die Zeit reif ist. Ob es das mir gebucht scheinende Glück war, wie Mascha behauptet, oder ob das sowas wie eine globale Augsburger Puppenkiste ist bei der jemand die Fäden zieht, frei nach Steffis Lesart, ist mir momentan egal, ich freue mich jedenfalls tierisch!!! In einer Woche geht’s ja schon los…
Tempus fugit, oder nicht?
🙂