Archive for the ‘Chile’ Category

Die bessere Hälfte

Montag, Februar 18th, 2008

Es fällt mir schwer zu sagen was ich hier so mache, weil es glaube ich das ist was jeder machen würde: Man schaut sich um. Ich habe mir verschiedene Viertel angeschaut, angefangen in Providencia, dem Stadtteil in dem meine Herberge ist, einfach weil ich ins Stadtzentrum wollte und falsch gegangen bin, war aber trotzdem schön. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass es eines der besseren Viertel ist. Hier hat man Geld, da sieht man nicht an den Häusern, das sieht man daran, dass der Fußweg nicht kaputt ist, dass die Metrostationen geputzt werden und daran, dass geparkte Autos nicht kaputt sind sondern geputzt. Schaut man in die andere Richtung, also die Innenstadt (diesmal wirklich 🙂 ), sieht es ganz genauso aus. Langweilig könnte man meinen, sollte man aber nicht! Santiago ist wie viele Hauptstädte Beton- und Glasbaut gewordene Kultur und so Spiegel einer Gesellschaft. Santiago sieht schön aus, da wo es sich zeigt. Wie ein Riegel zieht sich ein schöner, relativ sicherer Streifen zwischen Innenstadt und Las Condes, von Ost nach West, entlang der Metro-Linie 1. Man bleibt hier und sieht eine Metropole wie im Bilderbuch: Aufgeweckt, Hochhäuser, Fußgängerzone, Altbauten, Parks und so weiter und so fort. Aber schon die Straßenmusikanten geben den ersten (ich würde jetzt gerne „leisen“ sagen, aber das wäre sicher eine Beleidigung) hörbaren Hinweis darauf, dass hier mehr am Start ist als einfach nur einige Millionen geschäftig wirkender Leute wie in jeder x-beliebigen Stadt. Wie ganz Chile lebt auch Santiago von Gegensätzen, ob es die Chilenen wahr haben wollen oder nicht! Ein Land, das im Norden mit einer Wüste ein Verhältnis hat und am anderen Ende mit dem Südpol flirtet, während es sich im Westen an den grössten Ozean, den die Erde momentan zu bieten hat, ankuschelt und sich gleichzeitig im Osten von den Anden umarmt wird, kann sich kaum gegen das Image der Gegensätze wehren und leider auch nicht gegen den Vorwurf einer gewissen Doppelmoral. Santiago zeigt sich weltoffen, schön und einheitlich, was es auch ist – nur eben nicht überall! So spielt eine Gruppe Straßenmusikanten auf ihren Streichinstrumenten Wiener Walzer! Eine Straße weiter verzücken indianische Klänge (ich meine die echten, nicht die Kacke aus deutschen Innenstädten, damit der Gegensatz klarer wird!!!) das Ohr des Passanten. Wenn dann noch eine Straße weiter einer anfängt Rammstein zu pfeifen bevor er sein Saxophon zur Lippe nimmt, zieht man endgültig die Augenbraue hoch und fragt sich wo man denn jetzt überhaupt ist. Man ist dann in Chile, wo die Einwohner nur zu bescheiden sind um sich um eine Aufnahme in die EU zu bemühen. Kulturell fühlen sie sich schon längt zugehörig, keine Frage. Kaffee und Kuchen wie in Deutschland sind selbstverständlich, genau wie der englische Fünfuhrtee. Und Leute, jetzt mal ernsthaft: Wer einmal am Castaño (der örtlichen Bäckereikette) vorbeigegangen ist und den Duft frischer Backwaren in die Nase bekommen hat und die Torten und Krapfen gesehen hat, wird wie ich nur über den kläglichen Geruch frischer Brezen bei Müller und Ihle/Wolf milde lächeln können!!! Ihr wisst gar nicht mehr was Bäckerduft ist, ehrlich! Das ist aber noch nicht alles: Santa Isabela (keine Vollbusige, braungebrannte Latina, sondern ein Supermarkt! 🙂 ) hat Fleisch und Wurst fast wie im gut sortierten deutschen Supermarkt (das ist nicht Aldi, gell). Man fühlt sich also schnell wohl als Deutscher, aber es gibt noch mehr. Chile hat auch andere Seiten, doch dazu ein anderes Mal!

Hinter den Bergen…

Freitag, Februar 15th, 2008

… bei den 6 Millionen Chilenen in Santiago.

Habe in der Jugendherberge kein USB, deshalb gibt es noch keine Bilder, aber das wird schon noch! Solange müsst ihr eure Fantasie anstrengen:

Vom Zimmer geht es rechts die knarzende Holztreppe runter, durch den dunklen Gang hin zum schweren Holztor. Nun stehst du draußen vor der Jugendherberge. Du drehst dich nach rechts und gehst die kleine Allee entlang. Vorbei an alten Häusern mit kleinen Vorgärten, vor denen Autos geparkt sind, mal teuer und groß, mal eher alt und spartanisch. Du wirfst einen Blick in den Kleinen Bücherladen, der alte Geschichtswälzer zu billigen Preisen anbietet, aber wieder einmal keine Kunden hat. Daneben der Waschsalon – wegen Ferien geschlossen. An der Ampel angekommen siehst du ein schäbiges Hochhaus auf der gegenüberliegenden Seite, diese Bausünde der 1970er wirft seinen Schatten auf dich, noch ist es nicht allzu warm, es wird wohl auch noch nicht mal 10:00 Uhr sein. an der Ampel geht du links der Avenida Providenca entlang, der Hauptverkehrsader. Mit der Ruhe ist es vorbei. Autos beschleunigen laut, bremsen ab, hupen. Busse passieren dich in nächster Nähe, so schnell, dass du sie nicht kommen siehst. Plötzlich sind da Menschen. Es werden mehr mit jedem Schritt. Steigen aus. Steigen ein. Telefonieren lautstark. Du richtest den Blick weg vom Gehsteig und blickst um dich, gehst aber doch stetig weiter Richtung Innenstadt. Rechts der Parque Balmeceda, so früh ist er noch leer, doch der Springbrunnen ist schon durch die Bäume auf der anderen Seite zu sehen. Die Hochhäuser werden weniger schäbig. Neben dir der Verkehr. Es scheint als ergäbe der Lärm eine Melodie die du nicht kennst. Motorengeräusche, Hupen, und Sirenen spielen für alle hier, du hörst ihnen zu. In Gedanken versunken gehst du weiter, der Herr mit dem Maschinengewehr neben den Militärpolizeiwagen mustert dich, du nimmst ihn kaum wahr. Einen Block später, ein Denkmal, ein verfallenes Stadion. Eine Gruppe Rekruten der Militärpolizei posieren für ein Bild vor dem Denkmal, ihre Kollegen machen sich ein Bild der Sicherheitslage. Du gehst daran vorbei. Ihre grünen Uniformen erinnern dich an zuhause, aber doch anders. Einige Blocks später kommst du am Torre Mirador vorbei. Dieses Glanzstück des alten Santiago lässt dich weiter träumen. Kurz darauf bist du in der Innenstadt. Autos und Fußgänger sind nun gleichberechtigt an den Kreuzungen der Einkaufsstraßen. Das Lied ändert sich und wird organischer. Du erkennst die Melodien der Flötenspieler, die Improvisationen der Saxophonisten und das Streichen der Geigen in den Strassen, untermalt vom Klang der vielen Stimmen, doch keiner singt. Du gehst weiter zum Plaza de Armas, dort bekommt das Auge seinen Teil. Die Sonne wärmt deine Haut nun richtig, vorbei die kühlen Briesen in den Strassen. Du blickst einmal um den Hauptplatz. Du siehst die Straßenkünstler, Maler, Verkäufer, Bettler, Versehrte und Schuhputzer. Die Blätter der Palmen bewegen sich leicht im Windhauch. Die Sonne brennt auf deiner Haut, es ist Sommer. Du siehst dich weiter um in den Gassen. Nach einiger Zeit gehst du zurück zur Jugendherberge, den gleichen Weg wie zuvor. Die Haut warm, der Schweiß glitzert im Schein der Sonne. Motorengeräusche, Hupen, und Sirenen spielen für alle hier, du hörst ihnen zu. Doch nun erkennst du ihr Lied. Es vibriert in dir nach, du bist ein Teil davon, auf der Avenida Providenca, bis du rechts abbiegst. Du bist wieder da. Die knarzende Treppe hoch oder zum PC? Du siehst ja selbst…

Über den Wolken…

Mittwoch, Februar 13th, 2008

Man kann ja nie spät genug zum Flughafen losfahren. So warft sich ein dunkler Schatten über meine Abfahrt, der so einiges erahnen ließ. So war dann nicht nur der Zug sonder auch der Flieger zu spät dran, wie ich verheult hinterm Check-in feststellen musste. Vive la (Air) France! 30 Minuten, gut dass ich 1,5 Stunden in Paris Zeit hab. Denkste! In Paris angekommen hat der Pilot noch eine halbe Stunde drauf gelegt, warum auch nicht, so hat man mehr fürs Geld. Danke vielmals! Naja, Gott sei Dank musste ich nur ans andere Ende und nochmal durch die Passkontrolle, an der eine z’wiederne Nudel neben der anderen sitzt, zwei für internationale Pässe und eine für EU-Bürger. Klar, die internationalen werden durch gewunken und die EU-Bürger werden kontrolliert. Warum auch nicht? Es ist ja auch ein Flieger mit gefährlichen Deutschen angekommen. Danke nochmals. Ich weiß schon wen ich in der EU mag und wen nicht und die Insel ist auch links vom Rhein (mal gänzlich ungeographisch) und somit sehe ich da kaum Unterschiede!

Wenn man dann aber mal als letzter in der Flieger einsteigt hat man dafür die Sympathie aller auf seiner Seite (die Tastatur lässt nicht mehr Ironie zu, sorry). Ich setze mich dann auf E30, links außen in der Mittelreihe. Cooler Platz, hab Beinfreiheit und ein 3-jähriges chilenisches Mädchen mit Papa neben mir. Die kleine ist harmlos, schaut Zeichentrick und schläft. Hab’s mir schlimmer ausgemalt. Gespannt lausche ich als dann nach ein paar Stunden Flug ihr Papa ihr Kinderbücher vorliest. Ich verstehe was!!! Bin stolz. Später kommt man ins Gespräch. Er ist Chilene, der in Schweden wohnt und jetzt seinen Vater besucht, was er öfter machen würde, hätte er mehr Geld. Man erzählt und er gibt mir Tipps für Santiago, Handy und Ausflüge. Die Kleine streckt indes ihre Füßchen im Schlaf zwischen die Armlehne und meinen Arm, dort scheinen sie wärmer und besser aufgehoben als unter ihrer Decke. In Santiago angekommen bewachen ihr Papa und ich gegenseitig unser Gepäck, danach hilft er mir durch den Zoll und schreibt mir seine Nummer auf und Wegbeschreibung zu ihm auf, falls ich echte Chilenen kennen lernen wolle oder wenn ich mal Probleme haben sollte! Wahnsinn! In Deutschland… ach lassen wir das.

Sein Vater hätte mich auch noch in die Stadt gefahren, aber seine Schwester mit Mann wollten die Kleine auch sehen, drum war kein Platz im Auto. Der Bus war aber billig und schnell. Bin dann gleich mal 4 Haltestellen zu spät ausgestiegen. Bei der Gelegenheit lernt man aber auch Leute kennen und kommt in der Genuss der Metro, einer U-Bahn die nicht auf Schienen sondern mit Autorädern in Spuren fährt. Dann steigt man natürlich in de falsche ein, aber das mach ich im München auch. Endlich an der Halte „Manuel Montt“ angekommen, lauf‘ ich natürlich falsch, auch klar. Aber jetzt bin ich endlich da um dieses Geschwafel mal abzuschließen.

Werde mir jetzt ein Handy besorgen um mit Bernhard und Gorki in Kontakt zu treten. Freu mich wie Sau!!! 🙂

Bin mir der Ortszeit auch nicht so ganz sicher, dass kommt wenn man den Piloten weder auf Englisch noch auf Französisch oder Spanisch versteht! 🙂 Hab also mal geschätzt, meine Uhr sagt jetzt 13:40, was mir die Dame vom Empfang eben über die Schulter bestätigt hat und Domi M. über Skype mit Augsburger Fuggerzeit rückbestätigt hat! Danke hierfür herzlichst!