Vor einiger Zeit (ich hatte nur keine Zeit und Lust es zu beschreiben! 🙂 ) hatten wir eine traditionelle Feier in der Schule, so wie das was ich unter „Fleischfest“ nicht beschrieben habe!
Leider ist es um die traditionelle Kleidung des Völkchens nicht gut bestellt. Zum Einen weil die Tracht (auch selbstgemacht), wie auch in Deutschland, teurer ist als ein jedes T-Shirt. Zum Anderen, weil man in den vielen Jahren des Widerstands gegen die Kolonisten schlicht und einfach vergessen hat was man vor deren Ankunft so am Leibe trug. Das kann schon mal passieren in Kulturen, die nicht schreiben oder malen. So ist die Tracht de Männer bis auf den Poncho völlig verloren, wenn man vom Stirnband absieht. Der Strohhut ist zwar heute traditionell, aber ursprünglich Siedlertracht. Gut dass man die Frauen hier immer brav im Haus gehalten hat, denn so hat sich wenigstens ihre Tracht annähernd komplett erhalten. Ein schwarzes Kleid mit weißem oder buntem Schurz oder Rock, dazu ein Umhang in schwarz oder bunt damit man nicht friert und auf dem Kopf ein Kopftuch. Das Kopftuch ist NICHT mit Federn geschmückt (wenn ihr Federn wollt, geht Karl May lesen oder in die USA, dort haben sie sowas) sondern mit bunten Stoffstreifen wenn man was zu sagen hat oder gar nicht wenn man einfach nur Mapuche und/oder arm ist, wobei kleine Äste und Blätter gerne gesehen sind. Um die Tracht abzurunden bekommen die Frauen auch noch Silberschmuck umgehängt der leichte Ähnlichkeit mit einem Kettenhemd hat. Da das ganze wie gesagt kostet und man hier lieber seine Kinder ernährt als Trachten zu kaufen, macht man die Trachten billiger, also aus Billigstoff und Neonfarben, was oftmals grauenhaft aussieht aber besser ist als nichts. Wer sich die Bilder in der Galerie ansieht wird erkennen, dass kaum einer der anwesenden Schüler Tracht trägt. Die, die sich in Schale geworfen haben verdanken dies der Schule! Wird wohl deswegen weniger Wasser gekauft schätze ich mal.
Zu Beginn wird ein Altar aus heimischen Ästen errichtet. Ein einfaches Loch in das die Äste gesteckt werden und dann eingegraben werden. Davor stellt der Machi einen Tisch auf dem die Gaben Platz haben: Maisbrei, Getreide und Chicha, angegorener Apfelsaft. Gegenüber des Altars in etwa 15 m Entfernung wird ein Feuer gemacht und die Trommeln angewärmt. Sporandisch aber immer regelmäßiger werdend ertönt eine Trompete aus Horn, soll wohl die Spannung steigern. Als Alle sitzen beginnt die Zeremonie. Männer sitzen in einer Linie gegenüber den Frauen in den 15 m zwischen Altar und Feuer. Das Feuer im Rücken mit Blick auf den Altar beginnen die Machi rhythmisch zu trommeln und singen dazu ein Lied in Mapudungun. Da der sich Text scheinbar ständig wiederholt entsteht der Eindruck eines konstanten „Wahwahwahs“, was es aber nicht ist!!! Der Text ist teils überliefert, teils improvisiert. Die Machi spielen sich und die Anwesenden in einen meditativen Rausch, oder so sollte es sein wenn das Publikum nicht gerade aus Kindern besteht, denen das zu lange dauert weil sie es nicht verstehen. Danach erhebt sich die ganze Gruppe, stellt sich in Reihen nach Männern und Frauen auf und tippelt in kleinen Schritten zum Takt auf den Altar zu und wieder weg, das ganze sooft der Machi will aber immer zuerst von Osten her und dann von Süden, Westen und Norden. Wir belassen es bei Osten und machen gleich weiter mit der Umrundung des Altars. Das wird gemacht um den ewigen Kreislauf des Lebens und der Welt zu würdigen. Danach wird der Maisbrei gereicht, man nimmt eine Handvoll, isst die Hälfte und wirft die andere Hälfte zu Boden. Das ist keineswegs eine Unkultiviertheit , sondern ein Zeichen der Dankbarkeit gegenüber der Naturweil man ihr ja etwas ab-/zurückgibt. Auch zu trinken soll Mutter Erde haben und darum spuckt man auch etwas Apfelsaft auf den Boden. Klar, das solche Zeremonien in der westlichen Welt als saustallartig gelten, daher wohl auch der Ruf der Mapuche schmutzig zu sein, tja und von einem Wein saufenden Trunkenbold von Priester. Ihr versteht die Vorurteile vielleicht jetzt etwas besser. 😉
Danach tanzt man um den Altar, wenn man Trachten hat. Man tanzt in ruckartigen Schritten mit zum Boden gesenkten Kopf und macht Flügelschläge mit seinem Umhang, was vogelähnlich aussieht und auch sein soll. Dazu der immerwährende Takt der Trommeln mit Glocken und Trompeten. Höchst meditativ, man muss wohl dabei gewesen sein! 🙂