Verhaltensweisen

Februar 20th, 2008

Erstmal danke für eure zahlreichen und äußerst positiven Kommentare!!! Lob geht hier runter wie Butter! Und ich komme mir nicht gar so blöd vor wenn ich das hier alles schreibe. Der Eintrag zu den Frauen kommt noch! Ich war ja erst in Santiago, es wäre also verfrüht jetzt schon mit der Meinungsbildung zu beginnen, denn Herr Nietbaur Jun. hat mal gesagt „je grösser die Stadt, desto hübscher die Frauen“, mir fehlt also noch der Vergleich!!! Virtueller Euro ins virtuelle Phrasenschwein: „Chile lebt ja bekanntlich von seinen Gegensätzen!“

Aber mal ernsthaft, hab auch schon öfters nachgedacht was zu schreiben, aber dazu muss man in Stimmung sein!

Jetzt aber mal zur Überschrift: Mir ist heute aufgefallen, dass ich erste chilenische Verhaltensweisen angenommen habe und so etwas weniger Touri hier bin. So steige ich in die Metro und finde ohne zu schauen den richtigen Bahnsteig und in der Bahn selbst kann man nun genauso (nach außen hin gelangweilt) den Mädls hinterherschauen wie es Einheimische machen und trotzdem an der richtigen Halte aussteigen (ohne Plan schauen!!! 🙂 Hierzu ist zu bemerken, dass dies durchaus eine Leistung ist, da in Santiago die Fahrpläne maximal in der Bahn selbst stehen! Die Pläne der Linien abseits der vornehmen 1 sind da deutlich schlechter unter den Graffitis zu entziffern!!!). Allgemein schaut man hier mehr und offensiver nach und das zurecht. Darüber hinaus fährt man jetzt auch gern mal schwarz und geht bei rot über die Ampel, ob Autos kommen oder nicht! Nur wenn Busse Taxis oder viele Autos kommen beeindruckt das noch so, dass man stehen bleibt. Etwas was ich an Dennis, aus heute mir nun unverständlichen Gründen kritisiert habe, als er aus Bari zurückgekommen ist. Ich suche mir Gringos (weiße) aus der Menge aus und lästere innerlich über sie ab. Was mir zur Zeit besonders viel Spaß macht. Das mag daran liegen, dass ich gestern mit zwei englischen Mädls Party gemacht hab und gemerkt hab wie unglaublich unangepasst sie sich aufführen. Aber egal. Irgendwie hätte ich gerne Lederschuhe um sie mir am Straßenrand polieren zu lassen… hmmm… und alles das, obwohl ich noch nicht mal genug Spanisch kann um mich am Getränkestand in der Stadt nicht bescheißen zu lassen! 🙁

Aber dafür bin ich ja jetzt in der Sprachschule Bellavista, hat mir Bianca (schöner Gruß nach Mexiko! Falls du es liest) empfohlen. Habt ihr schon mal einen US-Amerikaner Spanisch reden gehört? Oh Mann, also typisch… Sorry, das war Tomás, er ist Chilene, ich hab ihn in der Metro gefunden! 😀

Die dunkle Seite…

Februar 19th, 2008

Wie im letzten Beitrag beschrieben, lebt Chile von seinen Gegensätzen. Nun mal zur weniger schönen Seite hier. Während ich mit Gustavo, einem unglaublich netten Anwalt den ich über Michael Peller kennen gelernt habe und der mir die Herberge empfohlen hat und mir viele wirklich hilfreiche Tipps gegeben hat (dieser lange Satz ist Deutsch für „vielen, vielen Dank! Hast was gut!“ 🙂 ), die schönen Seiten Santiagos sehen durfte, hat mir Gorki, ein in Schweden lebender chilenischer Schauspieler und Filmemacher den ich im Flugzeug kennen gelernt hab (auch dieser Satz impliziert selbiges wie der vorherige, toll die deutsche Sprache, oder?), die Schattenseiten gezeigt. Bitte entschuldigt den langen Satz, ich würde die beiden gerne mehr würdigen für alles was sie für mich getan haben, aber ich will euch auch nicht langweilen und deshalb erschien mir diese deutsche Spezialität eines komplexen Satzes angebracht! 😉

Ich könnte jetzt wieder in der Innenstadt anfangen, wo Straßenkünstler, wie Clowns und Maler, neben Überlebenskünstlern, wie Schuhputzern und Bettlern mit beiden Beinen amputiert, um die Aufmerksamkeit der zahlreichen wohlhabenden Passanten ringen. Aber ich fange bei den „echten Chilenen“ an, wie es Gorki sagte. Er hat mich zu seinem Vater eingeladen, bei dem er während seinem Besuch unterkommt. Mit der Metro geht es nicht die bequeme Ost-West-Linie 1 entlang, sondern die Nummer 2 in den Süden. Von Station zu Station wird es ärmer, das sieht man den Leuten und den Häusern an. Von der Haltestelle „Ciudad del Niño“ sind es rund 10 Minuten durch ein Wohnviertel in dem kaputte Gehsteige und hohe Mauern und Zäune die Schlaglöcher und Risse der „Straße“ säumen. Hier wohnen noch Leute mit Geld, bitte nicht falsch verstehen! Deshalb ja auch die Mauern und Zäune bis zum 1. Stock hoch. Die Nachbarschaft ist NICHT schlimm!!! Eher normal hier sagt Gorki. Nummer 1613 hat eine besprayte löchrige Mauer, die Hausnummer ist mit Bleistift in den Putz geritzt, Klingel gibt es keine. Gorkis Vater öffnet mir die Tür, er freut sich unter seinem dicken grauen Bart sichtlich, rückt sich die Hornbrille zurecht, sehr vorsichtig weil sie nur noch einen Bügel hat, und bittet mich mit förmlichen Gesten herein in den kleinen, von allen Seiten zugewachsenen Vorgarten. Der strahlende Sonnenschein wird von den vielen dicken Blättern verschlungen und es ist plötzlich wie in Augsburg im Herbst, nur sehr, sehr warm! Ein verrosteter Wagen aus den 1950ern steht vorm Haus, er steht da schon länger als die Bäume zwischen ihm und der Mauer und er wird da auch noch stehen bis Bäume und Mauer wieder weg sind, wenn ihr versteht was ich meine. Im Haus geht es durch das Wohnzimmer, vorbei am Schlafzimmer in die Küche. Gorkis sagt sein Vater baue dieses Haus seit 50 Jahren, es sagt das weil ich meine Überraschung über die fehlende vierte Wand in der Küche nicht so gut verstecken konnte wie höflich gewesen wäre. Während Gorkis Vater Wasser aus einer Flasche auf den Betonboden schüttet um den Staub aus der Luft zu halten, sagt mir Gorki wo es gleich hingeht. Kurz darauf hält mir Gorkis Vater wie ein Bediensteter im Sterne-Hotel die Autotür auf – habe ich schon erwähnt, dass Chile ein Land krasser Gegensätze ist? Wollte es nur noch einmal gesagt haben. Die Fahrt geht durch die Nachbarschaft in noch ärmere Viertel. Gorki versichert mir, das ist alles sicher, in die schlimmen Ecken würde auch er nicht fahren. Was ich sehe ist schon ungewohnt als Deutscher. Strassen kaum mehr unter Staub und Rissen zu erkennen. Gehweg gleich Mülltonne. Häuser zunehmend aus Holz zusammengetragen. Wir gehen durch einen inoffiziellen Markt mitten auf der Strasse. Hier wird verkauft was man hat um sich sein Leben zu finanzieren oder um sich ein Zubrot zu verdienen. Hier kauft wer sich einen Supermarkt nicht leisten kann. Verkauft wird alles: gebrauchte Kleidung, vieles noch aus den 70ern, Kassetten, Schlösser, Türklinken, Waschbecken. Alles was irgendjemanden fehlt – und ich meine damit nicht die Käufer!!! Gorki kauft auch ein, nicht weil er muss, sondern weil er sparen will. Gorkis Vater kauft Holzlatten, weil er sparen muss. Er wird sie kaum verbauen, er ist schon sehr alt. Danach geht’s auf den Gemüsemarkt, auf dem alle Klischees erfüllt werden, vom Schreihals zu den Hühnern in den Käfigen. Nach ein paar Stunden geht es wieder heim, Bilder habe ich keine gemacht, es wäre nicht angebracht gewesen. Muss man eh selbst sehen. Abendessen gibt’s bei Gorkis Vater, Gorki kocht. In Chile kochen Männer aus seines Vaters Generation nicht, die Würde verbietet das überkommen dieser Schwäche. Es gibt Thunfischtortilla, sehr lecker, danach Kaktusfrucht (hatte gestern Abend meinen letzten Durchfall, das Essen war am Samstag). Gorkis Vater ist im Paradies, sein Sohn und ein Gast aus Europa, in seinem Haus! Dazu noch jemand der den Mapuche Englisch beibringen soll. Er ist Mitglied in einer Organisation die den Mapuche helfen will. Abends gibt es noch eine Dokumentation über die Unterdrückung der Mapuche, von 2004. Höchst interessant! Das wahre Abenteuer kommt noch sei hiermit gesagt! Als ich heimfahre, empfinde ich das Viertel als weniger Arm, als weniger gefährlich, denn wer weiß was noch kommt… Gorkis Vater vielleicht, er kennt die dunkle Seite. Die Tage werde ich ihn nochmal besuchen. Freu mich schon auf seine Freude!

Gleich noch schnell ein Nachtrag:

Ich bin doch tatsächlich Zeuge geworden wie zwei Chilenen einer Frau und ihrem Mann hier im feinen Providencia vom Rad „helfen“ wollten. Schon krass: Ein Schrei, die Frau fällt, die Passanten prügeln auf den Dieb ein, er flüchtet auf die Straße, sein Komplize die Straße entlang. Dann sind sie weg, die Räder Gott sei Dank nicht. Die Leute auf der anderen Straßenseite schauen noch etwas entgeistert, unter ihnen kann man auch mich finden (wenn man genau hinschaut! 😉 ). Jetzt weiß ich aber auch warum an jeder zweiten Straßenkreuzung ein Pärchen mit gelber Reflektorjacke steht. Das sind die, die aufpassen sollen, dass nichts passiert und dann im Ernstfall einen Tick zu spät dran sind. Die Anzeige gegen einen unbekannten Chileno der ausgesehen hat wie alle Gaffer hier (außer mir! 🙂 ) können sie aber gerne noch aufnehmen. Den fahlen Nachgeschmack der Angst wäscht das aber nicht aus.

Die bessere Hälfte

Februar 18th, 2008

Es fällt mir schwer zu sagen was ich hier so mache, weil es glaube ich das ist was jeder machen würde: Man schaut sich um. Ich habe mir verschiedene Viertel angeschaut, angefangen in Providencia, dem Stadtteil in dem meine Herberge ist, einfach weil ich ins Stadtzentrum wollte und falsch gegangen bin, war aber trotzdem schön. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass es eines der besseren Viertel ist. Hier hat man Geld, da sieht man nicht an den Häusern, das sieht man daran, dass der Fußweg nicht kaputt ist, dass die Metrostationen geputzt werden und daran, dass geparkte Autos nicht kaputt sind sondern geputzt. Schaut man in die andere Richtung, also die Innenstadt (diesmal wirklich 🙂 ), sieht es ganz genauso aus. Langweilig könnte man meinen, sollte man aber nicht! Santiago ist wie viele Hauptstädte Beton- und Glasbaut gewordene Kultur und so Spiegel einer Gesellschaft. Santiago sieht schön aus, da wo es sich zeigt. Wie ein Riegel zieht sich ein schöner, relativ sicherer Streifen zwischen Innenstadt und Las Condes, von Ost nach West, entlang der Metro-Linie 1. Man bleibt hier und sieht eine Metropole wie im Bilderbuch: Aufgeweckt, Hochhäuser, Fußgängerzone, Altbauten, Parks und so weiter und so fort. Aber schon die Straßenmusikanten geben den ersten (ich würde jetzt gerne „leisen“ sagen, aber das wäre sicher eine Beleidigung) hörbaren Hinweis darauf, dass hier mehr am Start ist als einfach nur einige Millionen geschäftig wirkender Leute wie in jeder x-beliebigen Stadt. Wie ganz Chile lebt auch Santiago von Gegensätzen, ob es die Chilenen wahr haben wollen oder nicht! Ein Land, das im Norden mit einer Wüste ein Verhältnis hat und am anderen Ende mit dem Südpol flirtet, während es sich im Westen an den grössten Ozean, den die Erde momentan zu bieten hat, ankuschelt und sich gleichzeitig im Osten von den Anden umarmt wird, kann sich kaum gegen das Image der Gegensätze wehren und leider auch nicht gegen den Vorwurf einer gewissen Doppelmoral. Santiago zeigt sich weltoffen, schön und einheitlich, was es auch ist – nur eben nicht überall! So spielt eine Gruppe Straßenmusikanten auf ihren Streichinstrumenten Wiener Walzer! Eine Straße weiter verzücken indianische Klänge (ich meine die echten, nicht die Kacke aus deutschen Innenstädten, damit der Gegensatz klarer wird!!!) das Ohr des Passanten. Wenn dann noch eine Straße weiter einer anfängt Rammstein zu pfeifen bevor er sein Saxophon zur Lippe nimmt, zieht man endgültig die Augenbraue hoch und fragt sich wo man denn jetzt überhaupt ist. Man ist dann in Chile, wo die Einwohner nur zu bescheiden sind um sich um eine Aufnahme in die EU zu bemühen. Kulturell fühlen sie sich schon längt zugehörig, keine Frage. Kaffee und Kuchen wie in Deutschland sind selbstverständlich, genau wie der englische Fünfuhrtee. Und Leute, jetzt mal ernsthaft: Wer einmal am Castaño (der örtlichen Bäckereikette) vorbeigegangen ist und den Duft frischer Backwaren in die Nase bekommen hat und die Torten und Krapfen gesehen hat, wird wie ich nur über den kläglichen Geruch frischer Brezen bei Müller und Ihle/Wolf milde lächeln können!!! Ihr wisst gar nicht mehr was Bäckerduft ist, ehrlich! Das ist aber noch nicht alles: Santa Isabela (keine Vollbusige, braungebrannte Latina, sondern ein Supermarkt! 🙂 ) hat Fleisch und Wurst fast wie im gut sortierten deutschen Supermarkt (das ist nicht Aldi, gell). Man fühlt sich also schnell wohl als Deutscher, aber es gibt noch mehr. Chile hat auch andere Seiten, doch dazu ein anderes Mal!

Hinter den Bergen…

Februar 15th, 2008

… bei den 6 Millionen Chilenen in Santiago.

Habe in der Jugendherberge kein USB, deshalb gibt es noch keine Bilder, aber das wird schon noch! Solange müsst ihr eure Fantasie anstrengen:

Vom Zimmer geht es rechts die knarzende Holztreppe runter, durch den dunklen Gang hin zum schweren Holztor. Nun stehst du draußen vor der Jugendherberge. Du drehst dich nach rechts und gehst die kleine Allee entlang. Vorbei an alten Häusern mit kleinen Vorgärten, vor denen Autos geparkt sind, mal teuer und groß, mal eher alt und spartanisch. Du wirfst einen Blick in den Kleinen Bücherladen, der alte Geschichtswälzer zu billigen Preisen anbietet, aber wieder einmal keine Kunden hat. Daneben der Waschsalon – wegen Ferien geschlossen. An der Ampel angekommen siehst du ein schäbiges Hochhaus auf der gegenüberliegenden Seite, diese Bausünde der 1970er wirft seinen Schatten auf dich, noch ist es nicht allzu warm, es wird wohl auch noch nicht mal 10:00 Uhr sein. an der Ampel geht du links der Avenida Providenca entlang, der Hauptverkehrsader. Mit der Ruhe ist es vorbei. Autos beschleunigen laut, bremsen ab, hupen. Busse passieren dich in nächster Nähe, so schnell, dass du sie nicht kommen siehst. Plötzlich sind da Menschen. Es werden mehr mit jedem Schritt. Steigen aus. Steigen ein. Telefonieren lautstark. Du richtest den Blick weg vom Gehsteig und blickst um dich, gehst aber doch stetig weiter Richtung Innenstadt. Rechts der Parque Balmeceda, so früh ist er noch leer, doch der Springbrunnen ist schon durch die Bäume auf der anderen Seite zu sehen. Die Hochhäuser werden weniger schäbig. Neben dir der Verkehr. Es scheint als ergäbe der Lärm eine Melodie die du nicht kennst. Motorengeräusche, Hupen, und Sirenen spielen für alle hier, du hörst ihnen zu. In Gedanken versunken gehst du weiter, der Herr mit dem Maschinengewehr neben den Militärpolizeiwagen mustert dich, du nimmst ihn kaum wahr. Einen Block später, ein Denkmal, ein verfallenes Stadion. Eine Gruppe Rekruten der Militärpolizei posieren für ein Bild vor dem Denkmal, ihre Kollegen machen sich ein Bild der Sicherheitslage. Du gehst daran vorbei. Ihre grünen Uniformen erinnern dich an zuhause, aber doch anders. Einige Blocks später kommst du am Torre Mirador vorbei. Dieses Glanzstück des alten Santiago lässt dich weiter träumen. Kurz darauf bist du in der Innenstadt. Autos und Fußgänger sind nun gleichberechtigt an den Kreuzungen der Einkaufsstraßen. Das Lied ändert sich und wird organischer. Du erkennst die Melodien der Flötenspieler, die Improvisationen der Saxophonisten und das Streichen der Geigen in den Strassen, untermalt vom Klang der vielen Stimmen, doch keiner singt. Du gehst weiter zum Plaza de Armas, dort bekommt das Auge seinen Teil. Die Sonne wärmt deine Haut nun richtig, vorbei die kühlen Briesen in den Strassen. Du blickst einmal um den Hauptplatz. Du siehst die Straßenkünstler, Maler, Verkäufer, Bettler, Versehrte und Schuhputzer. Die Blätter der Palmen bewegen sich leicht im Windhauch. Die Sonne brennt auf deiner Haut, es ist Sommer. Du siehst dich weiter um in den Gassen. Nach einiger Zeit gehst du zurück zur Jugendherberge, den gleichen Weg wie zuvor. Die Haut warm, der Schweiß glitzert im Schein der Sonne. Motorengeräusche, Hupen, und Sirenen spielen für alle hier, du hörst ihnen zu. Doch nun erkennst du ihr Lied. Es vibriert in dir nach, du bist ein Teil davon, auf der Avenida Providenca, bis du rechts abbiegst. Du bist wieder da. Die knarzende Treppe hoch oder zum PC? Du siehst ja selbst…

Über den Wolken…

Februar 13th, 2008

Man kann ja nie spät genug zum Flughafen losfahren. So warft sich ein dunkler Schatten über meine Abfahrt, der so einiges erahnen ließ. So war dann nicht nur der Zug sonder auch der Flieger zu spät dran, wie ich verheult hinterm Check-in feststellen musste. Vive la (Air) France! 30 Minuten, gut dass ich 1,5 Stunden in Paris Zeit hab. Denkste! In Paris angekommen hat der Pilot noch eine halbe Stunde drauf gelegt, warum auch nicht, so hat man mehr fürs Geld. Danke vielmals! Naja, Gott sei Dank musste ich nur ans andere Ende und nochmal durch die Passkontrolle, an der eine z’wiederne Nudel neben der anderen sitzt, zwei für internationale Pässe und eine für EU-Bürger. Klar, die internationalen werden durch gewunken und die EU-Bürger werden kontrolliert. Warum auch nicht? Es ist ja auch ein Flieger mit gefährlichen Deutschen angekommen. Danke nochmals. Ich weiß schon wen ich in der EU mag und wen nicht und die Insel ist auch links vom Rhein (mal gänzlich ungeographisch) und somit sehe ich da kaum Unterschiede!

Wenn man dann aber mal als letzter in der Flieger einsteigt hat man dafür die Sympathie aller auf seiner Seite (die Tastatur lässt nicht mehr Ironie zu, sorry). Ich setze mich dann auf E30, links außen in der Mittelreihe. Cooler Platz, hab Beinfreiheit und ein 3-jähriges chilenisches Mädchen mit Papa neben mir. Die kleine ist harmlos, schaut Zeichentrick und schläft. Hab’s mir schlimmer ausgemalt. Gespannt lausche ich als dann nach ein paar Stunden Flug ihr Papa ihr Kinderbücher vorliest. Ich verstehe was!!! Bin stolz. Später kommt man ins Gespräch. Er ist Chilene, der in Schweden wohnt und jetzt seinen Vater besucht, was er öfter machen würde, hätte er mehr Geld. Man erzählt und er gibt mir Tipps für Santiago, Handy und Ausflüge. Die Kleine streckt indes ihre Füßchen im Schlaf zwischen die Armlehne und meinen Arm, dort scheinen sie wärmer und besser aufgehoben als unter ihrer Decke. In Santiago angekommen bewachen ihr Papa und ich gegenseitig unser Gepäck, danach hilft er mir durch den Zoll und schreibt mir seine Nummer auf und Wegbeschreibung zu ihm auf, falls ich echte Chilenen kennen lernen wolle oder wenn ich mal Probleme haben sollte! Wahnsinn! In Deutschland… ach lassen wir das.

Sein Vater hätte mich auch noch in die Stadt gefahren, aber seine Schwester mit Mann wollten die Kleine auch sehen, drum war kein Platz im Auto. Der Bus war aber billig und schnell. Bin dann gleich mal 4 Haltestellen zu spät ausgestiegen. Bei der Gelegenheit lernt man aber auch Leute kennen und kommt in der Genuss der Metro, einer U-Bahn die nicht auf Schienen sondern mit Autorädern in Spuren fährt. Dann steigt man natürlich in de falsche ein, aber das mach ich im München auch. Endlich an der Halte „Manuel Montt“ angekommen, lauf‘ ich natürlich falsch, auch klar. Aber jetzt bin ich endlich da um dieses Geschwafel mal abzuschließen.

Werde mir jetzt ein Handy besorgen um mit Bernhard und Gorki in Kontakt zu treten. Freu mich wie Sau!!! 🙂

Bin mir der Ortszeit auch nicht so ganz sicher, dass kommt wenn man den Piloten weder auf Englisch noch auf Französisch oder Spanisch versteht! 🙂 Hab also mal geschätzt, meine Uhr sagt jetzt 13:40, was mir die Dame vom Empfang eben über die Schulter bestätigt hat und Domi M. über Skype mit Augsburger Fuggerzeit rückbestätigt hat! Danke hierfür herzlichst!

Wie alles begann

Februar 4th, 2008

Es begann damit, dass sich vor rund 3.800 Millionen Jahren eine Kruste auf der Erde bildete und sich kurz darauf… Ja, ok, schlechter Geographenwitz, sorry.

Als Englischlehramtsstudent braucht man in Bayern bekanntlich das Latinum, weil ein paar Römer (vielleicht aus Augsburg) Urlaub auf der Insel machen wollten oder so (genaueres findet man bei Asterix oder Wiki) und weil ein Latinum bei Frauen immer gut ankommt (ein Hauch vom Medizinstudium wahrscheinlich 🙂 ); das ist aber noch nicht alles! In einer zweiten modernen Fremdsprache sollte man auch Kenntnisse nachweisen können um am Gymnasium unterrichten zu können. Feine Sache, dass ich durch Zufall während meine Zeit als Zivi bei meinem ehemaligen Englisch-LK-Lehrer etwas Spanisch geschnuppert (oder besser „geschmeckt“, gemessen am Weinverbrauch 😉 ) habe. Vielen Dank an dieser Stelle! So wusste ich an der Uni schon für welchen Sprachkurs ich mich anmelde wenn ich denn mal Zeit dafür hätte. Gesagt getan. Im Frühjahr 2007 kam dann Nachricht aus Weilheim in eine meiner zahlreichen Augsburger Wirkungsstätten, dass eben dieser Lehrer, um nicht zu sagen Bernhard, eine Stelle in Chile an einer Deutschen Schule annehmen würde. Ja, und wenn man schon mal jemanden kennt der im spanischsprachigen Ausland lebt, dann bietet sich ein Besuch natürlich an, besonders wenn man im Unikurs das Gefühl hat, der eigene Schweinehund fräße allwöchentlich die Hausi samt Vokabelheft auf und man sei deshalb jede Stunde immer noch unvorbereiteter. Man hört sich also um ob man irgendwie was in Chile machen kann… und findet nichts.

Eines schönen Herbsttages gehe ich dann aus der Cafete in Richtung Hörsaalzentrum, zwischen der Cafete und der Durchgangstür sind wie so oft Tische aufgebaut, hinter denen freundliche Kommilitonen was verkaufen oder Informieren wollen (Die Augsburger Studenten unter den Lesern haben dieses Idyllische Bild sicher vor Augen!) Ich schaue aus sicherem Abstand was es gibt und erkenne zwei bekannte Gesichter hinter einer Vielzahl bunter Flyer und Prospekten in allen Größen und Stapelhöhen. Man grüßt und tritt näher. Typisch Deutsch überspringe ich alle angebrachten Höflichkeitsfloskeln und, weil mir gerade danach ist, eröffne das Gespräch mit einem lauten „Ja, was macht ihr denn da? Studierts was, ned immer nur faul rumsitzen, zahlts Steuern und überhaupt was verteilts denn da?“. Im nachhinein betrachtet habe ich das wohl so gesagt weil ich selber nicht wusste was ich machen soll. Mir fällt definitiv nicht mehr ein warum ich von der Cafete ins Hörsaalzentrum wollte, weil ich da dieses Semester nichts zu suchen habe außer zwischen 10:00 und 11:30, was es sicher nicht war, vor 10:00 verteilt noch niemand Zettel. Aber egal. Mit einem schnellen Griff zu einem der zahlreichen Kugelschreiber und den noch zahlreicheren Mitgliedsantragszetteln (Vorsicht Fugen-„s“!!! Zu spät), werde ich aufgeklärt, dass es sich um einen BLLV-Stand handelt und ich gleich mal Mitglied werden kann, weil es ja nichts kostet aber sicherlich viel bringt. Dieser Standardspruch eines Jeden an so einem Stand zieht bei mir aber nicht. Hauptsächlich deshalb, weil er bereits im ersten Semester gezogen hat. Darum rede ich einfach weiter blöd daher, als Lehrer muss man ja konsequent sein heißt es immer! 🙂 Im Stile von „ja so ein Schmarrn, da komm i ja nie aus dem Scheißland raus“ geht es sinngemäß weiter. Die am Stand sind aber wohl schon so einiges Gewöhnt oder haben Ehrgeiz, ist immer schwer zu unterscheiden für mich. „Doch sehr wohl! Schau dir doch mal diesen Flyer an.“ Es ist der Grüne. Ich sehe nur irgendwas von BLLV und Auslandspraktikum, ein flüchtiger Blick ins Innere offenbart das altbekannte USA und irgendwas das nach Australien oder Neuseeland aussieht. Denise war in Neuseeland mit dem BLLV, das weiß ich. War auf ihrem Diavortrag und weil der interessant war weiß ich auch noch das es dort gut war. Ich würde da schon auch gern mal hin, zugeben würde ich das aber nie! „Ach englischsprachige Länder kenn i zum Abwinken. Da war doch a jeder scho und Englisch studier i ja, na lern i ja wieder nix neis! Hobts nix gscheids? Wos wo ma Spanisch red zum Beispui? A Land in dem ma aa wos los is. Wos interessants. Wo ma wos sigt! … Chile zum Beispui.“ Ich lächle leicht arrogant dazu, weil sie sicher mit so einem Schmarrn überfordert ist. Doch sie lächelt zurück und sagt: „Chile haben wir. Genau einen Platz und wenn ich mich nicht täusche ist der noch frei, weil glaub ich jemand abgesagt hat oder der Platz neu ist. Ruf einfach die Nummer an und sag du interessierst dich für Chile und sagt ich schick dich.“

Der Zugzwang tat sein übriges, und so habe ich, ca. 4,6 Milliarden Jahre nach der Entstehung der Erde aus dem damals vorherrschenden Sonnennebel, einen Praktikumsplatz in Chile. Ob jemand den Platz abgesagt hat oder die Stelle neu war hab ich nie nachgefragt, will ich auch nicht. Manchmal redet man einfach zur richtigen Zeit die richtigen Leute blöd an. Und wie man sein EWS-Examen besteht, so bekommt man auch ein Auslandspraktikum wenn die Zeit reif ist. Ob es das mir gebucht scheinende Glück war, wie Mascha behauptet, oder ob das sowas wie eine globale Augsburger Puppenkiste ist bei der jemand die Fäden zieht, frei nach Steffis Lesart, ist mir momentan egal, ich freue mich jedenfalls tierisch!!! In einer Woche geht’s ja schon los…

Tempus fugit, oder nicht?

🙂

Abschiedsparty!!!

Februar 1st, 2008

Es ist offiziell und besser als Fasching:

Samstag, 02.02.08   Abschiedsparty von Franz und mir ab 21:00 Uhr beim Franz in der Ludwigstr. 15!!!

Dabeisein ist alles!!!

„Der Neid…

Januar 31st, 2008

…ist die aufrichtigste Form der Anerkennung.“ (Wilhelm Busch)

In diesem Sinne vielen lieben Dank an alle Leute die sich bei mir mit diversen Neidesbekundungen gemeldet haben! 😉 Ich bin jetzt schon richtig aufgeregt! Es sind ja nicht einmal mehr zwei Wochen bis es los geht. Diesen Samstag (02.02.2008) findet dann auch gleich mal eine kleine Verabschiedungsfeier statt. Wo und wie mache ich heute Abend erst noch mit Franz aus (der Gute geht im Auftrag der bayerischen Regierung nach Québec. Auch beneidenswert, oder?). Eine Email geht dann heute Abend oder morgen raus, kurzfristig ist es aber so oder so, darum ist’s auch schon Wurscht! 🙂

Viel Genaueres weiß ich über mein Praktikum leider immer noch nicht, aus Temuco sind bislang nur Wegbeschreibungen nach Temuco selbst gekommen, aber das wird auch noch. Für all jene die sich gern beschweren ich würde nichts schreiben (bist nicht alleine Mascha! 😉 ) schreibe ich die nächsten Tage noch wie ich überhaupt zu diesem ominösen Praktikum gekommen bin, davon profitieren dann auch diejenigen, die es noch nicht wissen und ich schreibe nicht nur für die Katz!

Genug geschwafelt! Hier was zum Notieren:

  • Samstag, 02. Februar: „Auf-Wiedersehen-Party“
  • Dienstag, 12. Februar: 19:50 Abflug in München
  • Irgendwann Ende Mai/Anfang Juni: „Wiedersehen-Party“

Wissenswertes und Interessantes…

Januar 28th, 2008

… von und mit Wiki.

In der Liste meiner Links rechts findet ihr jetzt auch Infos von Wikipedia über Land und Leute. Ihr hättet es auch selber suchen können, aber so ist’s bequemer! (Außerdem wird die Seite voller und das kommt immer gut und wirkt professionell! 😉 )

(Die Links verweisen natürlich auf eine externe Seite, was heißen soll dass ich hier – wie bei allen Links – keine Verantwortung für deren Inhalte übernehmen kann. Das muss man heutzutage ja leider dazusagen)

Servus beinand!

Januar 7th, 2008

Am 12.02.2008 um 19:50 Uhr geht’s los!

Dann fliege ich nach Chile, um dort vom 02.03. bis 02.05.08 an der Escuela Trañi-Trañi bei Temuco a bissl Englisch zu unterrichten – der BLLV macht’s möglich!

Wer mag, kann sich ab jetzt auf dieser Seite hier informieren was ich so alles mache, erlebe, erzähle und lästere! Unter den Links findet sich auch einer zu meiner Bildergalerie, damit ihr euch auch ein Bild von der Materie machen könnt! Ich weiß ja was das viele Fernsehen mit unser aller Fantasie angestellt hat! 😉 Außerdem liest ja heute eh keiner mehr was. Die anderen Links sind natürlich auch klickenswert!

So, ansonsten gibt es im Moment nicht mehr zu sagen, außer: „Ich danke meiner Familie, meinen Freunden, Sponsoren und Allen die mir das hier alles ermöglicht haben!“ *den Oscar/Blog hochhaltend, mich verbeugend* „Danke.“

Bis dann,
Tom